Ästhetik der Orientierungslosigkeit
Wilken Wehrt, 2010
Ich beginne damit einen ersten Blick auf ihre Arbeiten zu werfen und daran, dass ich die Arbeiten kaum verstehen oder deuten kann- daran wird mir klar, dass man hier Originalität vermuten sollte. Also vermute ich.
Vermutung Eins
Maja Rohwetter´s künstlerische Arbeit bezieht sich auf komplexe, von Menschen real oder auch virtuell geschaffene Welten. Inspirierend kann hier also sowohl der Gang durch die Großstadt als auch das Vagabundieren in der Virtualität sein. Beides, Virtualität als auch städtische Urbanität vermischt sich hier zusehends.
Vermutung Zwei
In den Bildern als auch Filmen der Künstlerin spiegelt sich die Ahnung wieder, dass unsere Zeit als Zeit expotentiell wachsender technischer Möglichkeitsspielräume auch eine Zeit ist, die sich durch eine expotentiell wachsende Chaotisierung auszeichnet.
Vermutung Drei
Diese zunehmende Chaotisierung bezieht sich nicht ausschließlich auf die Strukturierung von Städten oder anderen sozialen Netzen, sondern hat auch Einfluss auf die Art unserer Wahrnehmung, unseres Denkens, unserer Ansichten- und sie ruft ein Gefühl oder gar ein Bewusstsein der Orientierungslosigkeit hervor. Die Ahnung vom Chaos macht Angst.
Vermutung Vier
Diese Angst vorm Chaos spiegelt sich in den Werken wieder und zwar insofern, dass die Werke einen stark dystopischen Touch, eine üble Vorahnung artikulieren. Diese Vorahnung aber hat einen ästhetischen Reiz.
Vermutung Fünf
Der ästhetische Reiz einer – ich möchte sagen – dystopischen Vorahnung besteht gewissermaßen darin sich wie ein Prophet vorzukommen. Wenn Rohwetter ein Prophet sein will, dann wohl aber eher unterbewusst. Vielmehr scheint sie von der zunehmenden Komplexität der Welt ergriffen und ahnend.
Einspruch und Abschluss
Das gesellschaftskritische Moment ihrer Arbeiten ist aber nicht immer vorherrschend. Andererseits wird man hier oft auch eine Freude an neuen, unbekannten Welten finden, eine Bereitschaft in diese hineinzuspringen und vor allem: sie aufmerksam zu betrachten. Kunst reflektiert das Aktuelle. Unsere Welt, in der ständig mehr Virtualität erschaffen wird und sich Kommunikationsprozesse mehr und mehr über virtuelle Medien vollziehen scheint sich in Rohwetters Kunst zu spiegeln. Vielleicht wird gerade hier der Kunst eine neue Tür geöffnet. Soviel zu der These, dass die Kunst zu Ende sei.