Animierte Malerei

Rhein-Neckar-Zeizung/ Feuilleton – 06.05.2013 von Julia Behrens

Malerei und Computergraphik als Liaison? In der Kunst von Maja Rohwetter führen die beiden Medien eine facettenreiche und enorm vielschichtige Beziehung, wobei sich das Endergebnis meist als gemaltes Bild manifestiert. Doch selbst dem ausgestellten Werk kann es passieren, dass es virtuell von der Künstlerin weiter verarbeitet wird. In einer beeindruckenden Endlosschleife aus Kreation und sich daraus speisender Inspiration schafft.

Maja Rohwetter (geb. 1970) auf ihren Leinwänden eine „extrawelt“ – die sie zur Zeit unter diesem Titel in der Galerie Kunst2 präsentiert. Charakteristisch für viele ihrer Arbeiten ist eine futuristische Schwerelosigkeit, die nach Aussage der Künstlerin viel mit der eigentlich körperlosen Fortbewegung im computeranimierten Cyberspace zu tun hat. Man merkt den Bildern nicht an, dass ihnen eine Collage auf Papier zugrunde liegt, mit der Maja Rohwetter jeweils das Konzept und die Komposition festlegt. In ihren frühen Arbeiten verwendet sie für diese Vorlagen Fotografien, Stadtlandschaften, die sie bei überwirklichen, sommerlichen Lichtverhältnissen in Finnland aufgenommen hat. Dabei kombiniert sie die verschiedensten Ausschnitte so, dass ein vollkommen offenes, surreales Raumgefüge entsteht – ein Prinzip, das sie bis heute beibehalten hat. An der Computeranimation interessieren Maja Rohwetter dann zunächst die „Fehler“, das Unfertige der 3-D-Realität, bei denen die Illusion meist nicht über die vorgegebene Richtung des Spiels hinausgeht. Gern überträgt sie diese Brüche mittels Screenshots in ihre Collagen und Bilder.

Doch damit nicht genug: 2007 beginnt die Künstlerin, die in Osnabrück, Berlin und Stockholm Kunst studiert hat, selbst zu programmieren und entwickelt mit dem Computer eigene Phantasiewelten, für die wiederum Ausschnitte aus ihren Bildern Pate stehen. Manchmal fotografiert sie ein Detail von der Leinwand, vergrößert es und nutzt die Farbfläche digital wie eine Haut für polygonale Objekte, die sie beim sogannten 3-D-Modelling am Bildschirm kreiert. Diese sience-fiction-artigen Formen finden schließlich wieder in die Collage und damit in die Malerei zurück. In ihren jüngeren Werken geraten zusätzlich ganz konkrete „Fundsachen“ aus dem Atelier, wie ausgedrückte Farbreste oder experimentelle Pinselschwünge auf Papier, in die Vorstudie. Auch die werden auf der Leinwand großformatig übersetzt – nicht als eigenständiger Duktus, sondern als Darstellung einer im Atelier vorgefundenen Geste.

Indem die Künstlerin viele verschiedene Medien als „Material“ verwendet, thematisiert sie das zeitgenössische Ineinandergreifen sämtlicher Gattungen raffiniert indirekt. Gleichzeitig überführt sie alle Ideen in die aufwändige und zeitintensive Technik der Ölmalerei und erhebt sie damit zur wichtigsten Instanz.

(RNZ/Feuilleton – 06.05.2013)

www.kunst2.de

www.juliabehrens.de

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